Glutenunverträglichkeit – sind Sie betroffen?
Nach neuesten Schätzungen liegt die Häufigkeit von Zöliakie bei 1:200 bis 1:3001 , also einer von 200 bzw. 1 von 300 Menschen ist betroffen, wobei nicht immer klinische Symptome in Form von Bauchbeschwerden oder Durchfall auftreten. Am häufigsten tritt Zöliakie bei Frauen und Kindern auf, obwohl die Zöliakie auch bei Erwachsenen immer häufiger diagnostiziert wird.2 3 Viele Personen leiden an einer sogenannten subklinischen Form der Glutenunverträglichkeit, die sich in unspezifischen Symptomen äußert. Eine der häufigsten Begleiterscheinungen dieser Unverträglichkeit ist der Eisenmangel oder die Eisenmangelanämie. Studien zeigen, dass bei über der Hälfte der Patient:innen zum Zeitpunkt der Zöliakie-Diagnose eine Anämie vorliegen kann.2
Ist die Diagnose Zöliakie erst einmal gestellt, müssen Zöliakie-Patient:innen zeitlebens eine strenge, Gluten-freie Diät einhalten,2 damit ihr Darm seine gesunde Struktur wieder herstellen und erhalten kann. Nur so sind eine effiziente Verdauung und Resorption der zugeführten Nahrung – besonders im Dünndarm – möglich.
Bis dahin richtet die Unverträglichkeit erheblichen Schaden an der Dünndarmschleimhaut an, was zur Beeinträchtigung der Verdauungsfunktion und zur verschlechterten Aufnahme von Nährstoffen und Spurenelementen führt.2 Deswegen leiden bis zu einem Drittel der Betroffenen auch an einem Eisenmangel. Nicht selten kommt es vor, dass ein ungeklärter Eisenmangel auf eine Zöliakie hinweist und die Zöliakie erst dadurch entdeckt wird.
Stimmen wissenschaftlicher Expert:innen
Dr. Lucia Brendinger: „Bei Zöliakie Eisen regelmäßig checken“
In folgenden Situationen bei Zöliakie sollte auch eine Untersuchung auf Eisenmangel erfolgen:
- Die Zöliakie wurde frisch diagnostiziert: Oft vergehen Jahre vom Auftreten der ersten Symptome bis zur Diagnose. In dieser Zeit können sich verschiedene Mängel bereits ausgeprägt haben. Schätzungen zufolge sind 0,5-1 % der Bevölkerung betroffen, wobei Frauen etwa dreimal häufiger erkranken als Männer.7 Man muss allerdings von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, so dass die Häufigkeit der Erkrankung deutlich höher liegen dürfte.7
- Die Zöliakie läuft ohne Symptome ab: Verdacht auf diese „stille Zöliakie“ besteht zum Beispiel, wenn es Zöliakie in der Familie gibt,1 7 bei Patient:innen mit Erkrankungen der Schilddrüse oder mit Diabetes mellitus Typ I, aber auch, wenn etwa eine Rheumatoide Arthritis vorliegt.7 In den meisten Fällen ruft eine Gluten-Unverträglichkeit sogar überhaupt keine Krankheitszeichen hervor.7 Ein beträchtlicher Anteil derer, die an Zöliakie leiden, wissen nichts davon, weil sie nicht die typischen Symptome haben. Trotzdem ist die Aufnahme von Mikronährstoffen und damit auch von Eisen beeinträchtigt.
- Eine Lücke in der Gluten-freien Diät: Sobald eines der aufgenommenen Nahrungsmittel Gluten enthält, bildet sich der Entzündungsreiz wieder aus,1 der zu einer Rückbildung der Darmzotten führt. Dadurch ist die Aufnahme von Nähstoffen und Spurenelementen gestört.
Dr. Doris Gapp: Diagnostik Eisenmangel
Stimmen wissenschaftlicher Expert:innen
Dr. Darius Chovghi: „Eisenmangel bleibt oft unentdeckt“
Ich leide an Zöliakie und ein/eine Arzt/Ärztin hat Eisenmangel bei mir festgestellt.
Was muss ich nun tun?
An vorderster Front steht immer die Gluten-freie Diät,2 um die Schäden an der Dünndarmschleimhaut in den Griff zu bekommen. Damit wird die Resorption aller Nährstoffe, Vitamine und Spurenelemente verbessert.
Viele Gluten-freie Nahrungsmittel sind gute Eisenlieferanten, wie zum Beispiel Fleisch, Hülsenfrüchte, Eier oder Nüsse. Zu beachten ist, dass etwa Milchprodukte die Eisenaufnahme hemmen. Mehr Informationen dazu finden Sie bei den eisenhaltigen Lebensmitteln. Bei Eisenmangel oder einer Eisenmangelanämie im Rahmen einer Zöliakie ist die Substitution mit Eisenpräparaten oder einer Eiseninfusion notwendig. Denn Zöliakie führt zu einer abnormen Immunreaktion, der eine chronische Entzündung der Dünndarmschleimhaut mit fortschreitendem Verschwinden der Darmzotten folgt, was zu einer verminderten Aufnahme vieler Nährstoffe, einschließlich Eisen, Vitamin B12, Folsäure, Kupfer und Zink, führt.2
Übersicht Therapieformen bei Eisenmangel
Orale Therapie
Eisentabletten können dann eingesetzt werden, wenn die Aufnahme von Mineralstoffen im Darm funktioniert. Dies muss sichergestellt sein, sonst sind Eisentabletten wirkungslos.3 Zu beachten ist darüber hinaus, dass das über den Verdauungstrakt zugeführte Eisen auch bei Gesunden nur zu ungefähr 10 % resorbiert wird4 – das gilt auch für Eisentabletten, -kapseln, etc. Es gibt außerdem Hinweise, dass unverdaute Eisentabletten einen Entzündungsreiz im Darm setzen können. Gerade bei Zöliakie-Patient:innen ist dies besonders unerwünscht.2
Dr. Yvonne Rottensteiner: Eiseninfusionen
Eiseninfusion
Die schnellere – und im Falle einer mangelnden Resorption im Dünndarm einzige – Alternative bietet eine Eiseninfusion.5 Durch die Gabe von Eisen direkt in die Vene wird der angegriffene Verdauungstrakt umgangen und die gesamte Eisendosis steht dem Körper zur Verfügung. Eiseninfusionen werden von spezialisierten Ärzt:innen angeboten, die Sie in den Eisenzentren finden. Dort können Sie sich Beratung zum Eisenmangel einholen und die für Sie beste Eisentherapieform bekommen.
Allgemeine Informationen zur Zöliakie
Zöliakie ist eine chronische Erkrankung des Verdauungstraktes, die von einer Glutenunverträglichkeit kommt und die Schleimhaut im Dünndarm angreift.1 Dadurch kommt es zur Rückbildung der Darmzotten und zu einer stark eingeschränkten Nährstoff-Aufnahmefähigkeit des Darms. Symptome sind Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen, Müdigkeit und allgemeines Krankheitsgefühl. Gluten (ein Klebereiweiß) ist in folgenden Getreidesorten enthalten:1 6
- Weizen
- Roggen
- Gerste
- Hafer
- Sowie in deren Abstammungen und Kreuzungen: Dinkel, Grünkern, Kamut, Einkorn, Emmer und Triticale
Die Diagnose erfolgt durch eine Dünndarmspiegelung mit Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie). Die Bestimmung von speziellen Antikörpern sichert die Diagnose ab.1
Nächster Schritt: Vereinbaren Sie einen Termin bei einem/einer Eisenmangel-Spezialist:in
Sie sind Zöliakie-Patient:in und leiden schon seit einiger Zeit an Müdigkeit, Erschöpfung, Kopfschmerzen und Haarausfall? Es könnte ein Eisenmangel dahinterstecken. Vereinbaren Sie einen Termin bei einem/einer spezialisierten Arzt/Ärztin und lassen Sie Ihre Eisenwerte kontrollieren. Eisenmangel ist einfach behandelbar.
Spezialisierte Ärzt:innen in:
Wien | Niederösterreich | Burgenland | Steiermark | Oberösterreich | Salzburg | Kärnten | Tirol | Vorarlberg
Häufige Fragen unserer User:innen
Kann ich als Zöliakie-Patient:in mit einer eisenreichen Ernährung die Entwicklung eines Eisenmangels verhindern?
Das kann gelingen, aber Garantie gibt es dafür keine. Bei Zöliakiepatient:innen ist die Nährstoffaufnahme im Darm gestört,2 7 sodass auch ein erhöhter Konsum eisenreicher Lebensmittel nicht immer hilft, dem Körper ausreichend Eisen zuzuführen. Behalten Sie Ihren Eisenstatus durch regelmäßige Eisenchecks im Blick und starten Sie rechtzeitig mit einer Behandlung, bevor ein Eisenmangel sich stärker entwickeln kann.
Kann ich die Eisenaufnahme meines Körpers trotz Zöliakie verbessern?
Das ist schwierig, weil im Darm von Zöliakiepatient:innen die Nährstoffaufnahme gestört ist. Sie können eisenreiche Kost wählen und so versuchen, Ihren Körper zu unterstützen. Am besten aber ist es, regelmäßig einen Eisencheck bei einem/einer Spezialist:in zu machen. Dadurch können sie rechtzeitig eine Eisenmangelbehandlung beginnen, bevor ihre Eisenspeicher geleert sind.
Kann ich bei Zöliakie Eisenmangel mit Nahrungsergänzungsmitteln Eisenmangel vermeiden?
Auch Nahrungsergänzungsmittel, die Eisen enthalten, müssen den Darm passieren. Dort ist bei Zöliakiepatient:innen aber die Aufnahme von Nährstoffen gestört. Dadurch ist nicht sicher, dass das Eisen aus den Ergänzungsmitteln resorbiert wird. Einen Eisenmangel verhindern Sie am besten, indem Sie regelmäßigen Ihren Eisenstatus überprüfen lassen. Nur ein Bluttest beim/bei der Arzt/Ärztin ist dafür nötig.
Wie erkenne ich als Zöliakiepatient:in einen Eisenmangel?
Eisenmangel kann eine ganze Reihe von Symptomen erzeugen. Dazu gehören bleierne Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen und Haarausfall.4 Wenn Sie an diesen Beschwerden leiden und den Verdacht haben, einen Eisenmangel zu haben, sollten Sie einen Termin bei einem/einer Eisenmangel-Spezialist:in vereinbaren und der Ursache auf den Grund gehen.